Biodiversitätsinseln

Bewirtschaftungsmethoden zur Schaffung dauerhaft artenreichen
Grünlands als Biodiversitätsinseln im Weinberg

In dem hier vorgestellten experimentellen Forschungsansatz geht es um die Frage, ob und wie es möglich ist, eine dauerhaft artenreiche Begrünung – quasi als Biodiversitätsinseln – im Weinberg zu etablieren. Die Schaffung solcher Biodiversitätsinseln ist besonders für den Intensivweinbau der Flachlagen notwendig, aber gleichzeitig auch besonders schwer zu realisieren, da hier kaum nährstoffärmere und wenig befahrene Bereiche existieren, die die Voraussetzung für eine dauerhaft artenreiche Begrünung sind.

Um Biodiversitätsinseln zu entwickeln, bedarf es einer Bewirtschaftung, die zur Erhaltung des Biotoptyps „artenreiches Grünland“ geeignet ist.

Zu dieser Bewirtschaftung gehören eine geeignete Pflege der Begrünung, sowie eine minimierte Befahrung und Düngung der Grünlandgassen. Diese Bewirtschaftung ist im Weinberg natürlich nicht flächig umzusetzen, da sie die Verfügbarkeit wichtiger Ressourcen wie Wasser und Nährstoffe für die Rebe beeinträchtigen würde. Jedoch können wir davon ausgehen, dass die Bewirtschaftung in ausgewählten Bereichen innerhalb der Rebfläche so angepasst und praxistauglich umgesetzt werden kann, dass linienhaft oder kleinflächig dauerhaft artenreiches Grünland entstehen kann.

Um diese Annahme zu überprüfen, wird die Eignung unterschiedlicher Formen der Begrünungspflege, der Gassenbefahrung und der Gassenbreite für die Schaffung von artenreichem Grünland im Bereich von Weinbergen in Flachlage für verschiedene Blühmischungen in Versuchs-Weinbergen getestet.

AmBiTo Versuchs-Weinberg

In den Versuchs-Weinbergen wird in Grünlandgassen (Versuchs-Weinberggassen) die Pflege und die Befahrung von gezielt angelegter Gassenbegrünung experimentell variiert. Auf eine Düngung wird in den Grünlandgassen generell verzichtet, um nährstoffärmere Bedingungen zu erreichen, die eine Grundvoraussetzung für artenreiches Grünland sind. Um die notwendige Nährstoffversorgung der Reben zu gewährleisten, wird bei Bedarf jedoch im Unterstockbereich oder in der Arbeitsgasse gedüngt.

Die Auswirkungen der unterschiedlichen Bewirtschaftung werden anhand der Etablierung von Pflanzen aus drei experimentellen Wildpflanzen-Saatmischungen erfasst, die jeweils in Abschnitte der Grünlandgassen eingesät werden. Die Saatmischungen werden so konzipiert, dass sie möglichst alle für die Weinbergsbegrünung geeigneten, regional vorkommenden Wildpflanzen abdecken. Daneben werden bestimmte charakteristische Pflanzenarten artenreichen Grünlands auch durch direkte Pflanzung in die Grünlandgassen eingebracht, um zwischen Auswirkungen der Bewirtschaftung auf die Keimung und Sämlings­etablierung und auf das generelle Gedeihen der Zielarten unterscheiden zu können.

Da viele Kleintiere auf Rückzugsmöglichkeiten in höherer Vegetation angewiesen sind, werden kleine Abschnitte der Versuchs-Weinberggassen für ein Jahr von der Begrünungspflege ausgenommen. Wir untersuchen damit, ob Altgrasstreifen auch im Weinberg als Nahrungs-, Rückzugs- und Überwinterungsort z.B. von Insekten angenommen werden.

Die Lebensraumgröße spielt für das Vorkommen vieler Pflanzen- und Tierarten eine wichtige Rolle. Um zu überprüfen, ob Arten des Grünlands eine Mindestfläche benötigen, die bei normaler Gassenbreite nicht zur Verfügung steht, die aber bei erweiterten Gassen erreicht werden könnte, wird zusätzlich zu Pflege und Befahrung der Einfluss der Gassenbreite auf die Etablierung und Erhaltung dauerhaft artenreichen Grünlandes untersucht. Hierzu wird zusätzlich zu den gewöhnlichen Grünlandgassen eine erweiterte Grünlandgasse (Maxigasse) durch Entfernung einer Rebzeile geschaffen und die Auswirkungen der Erweiterung auf die Pflanzen- und Tierdiversität quantifiziert.

Die Ergebnisse werden in Maßnahmenempfehlungen zur Bewirtschaftung von Weinbergen mit Biodiversitätsinseln münden, die auch Empfehlungen zur benötigten Technik miteinschließt. Da die Bewirtschaftung solcher Weinberge mit einem erhöhten Aufwand verbunden ist, ist es essentiell, hierfür passgenaue Förderprogramme zu formulieren.